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Die U23 Europameisterschaften fanden vom 8. – 11. Juli in Tallinn statt. Diese Meisterschaften wurden wegen den Corona-Bestimmungen in Norwegen kurzfristig von Bergen nach Tallin verlegt. Für diesen Wettkampf hatten sich aus meiner Trainingsgruppe Fabian Amherd und Lydia Boll qualifiziert. Beide gingen mit hohen Erwartungen und fit an den Start.

Für Fabian war dieser Wettkampf der erste internationale Grossanlass. Dies ist keine einfache Situation, weil der Zeitplan meistens wenig vorteilhaft ist und mit dem Stellplatz und Callroom und den langen Wartezeiten der Wettkampf ganz anders verläuft als an einem nationalen Anlass.

eu23ch tallinn2021

Fabian begann den Wettkampf mit 11.53 sec über 100 m. In Anbetracht des Gegenwinds von 1.4 m konnte er mit der Zeit zufrieden sein. Im Weitsprung erzielte Fabian mit 6.73 m eine neue persönliche Bestleistung, allerdings ohne den Balken zu treffen. Beim 3. Sprung schien die Weite noch etwas besser zu sein. Die Kampfrichter steckten den Landepunkt unserer Meinung nach aber am falschen Ort. Das Kugelstossen gelang ansprechend. Die 13.27 m entsprechen aber nicht ganz dem Potenzial von Fabian. Beim Hochsprung schaffte Fabian bis 1.93 m alle Höhen im 1. Versuch. Dann riss plötzlich der Faden. Gegenüber den 1.98 m an der SM musste er doch einige Punkte verschenken. Der 400-m-Lauf gelang nach Wunsch. Fabian ging die ersten 200 m zügig, aber locker an, konnte nachher zusetzen und erzielte mit 48.88 sec eine neue PB. Damit verbesserte er seine PB in diesem Jahr das 3. Mal um 1.8 sec gegenüber dem letzten Jahr.

Der zweite Wettkampftag begann mit 15.03 sec über die Hürden gut, leider aber auch wie beim 100-m-Lauf mit leichtem Gegenwind. Beim Einwerfen zum Diskuswerfen konnte man beruhigt zuschauen wie Fabian 3 Würfe auf 38, 39 und über 40 m warf. Im Wettkampf war dann diese Sicherheit plötzlich weg. Nach 2 x 34 m produzierte Fabian beim letzten weiteren Versuch noch einen Nuller. Gut 100 Pt. waren damit verloren und damit auch sein Selbstvertrauen. Meiner Meinung nach wirkte sich dieser Dämpfer auch auf den Stabhochsprung aus, wo er auch nach gutem Einspringen nach der Anfangshöhe von 4.20 m keine weiteren Höhen mehr schaffte. Das Speerwerfen gelang mit 53.72 m ansprechend, wenn auch bei dieser Disziplin der Elan etwas fehlte. Der 1500-m-Lauf war dann die grosse positive Überraschung. Mit ökonomischerem Laufstil und besser eingeteilt als bisher, verbesserte Fabian seine PB um 8 sec auf 2:21.88 min und war damit der beste 1500-m-Läufer im ganzen Feld. Dank diesem hervorragenden Abschluss des Wettkampfes erreichte Fabian mit 7297 Pt. doch noch ein gutes Resultat, nur 83 Pt. unter seiner Bestleistung (16. Rang).

Auch bei Lydia hatte der Wettkampf Höhen und Tiefen. Die Zeit über die 100 m Hürden war mit 14.11 sec ansprechend, wenn auch nicht ganz top. Beim Hochsprung verbesserte sich Lydia gegenüber dem Bestleistungswettkampf von Landquart um 9 cm auf 1.66 m, was Jahresbestleistung bedeutete. Damit lag sie nach 2 Disziplinen deutlich über ihrer PB. Im Kugelstossen erfolgte der grosse Absturz. Nach 2 Nullern musste ein gültiger Versuch her. Der 3. Versuch gelang von aussen gesehen ganz gut. Ich realisierte dabei zuerst gar nicht, dass Lydia sich nur im Ring halten konnte, weil sie sich mit den Fingern auf dem Balken abstützte. Somit war das Resultat im Kugelstossen 0 Punkte. Nach einem Nuller stellt sich immer die Frage: Soll man den Wettkampf beenden oder nicht? Ich konnte Lydia überzeugen, weiterzumachen und sie sollte es nicht bereuen. Der 200-m-Lauf gelang ganz gut (25.12 sec) und die 3 Disziplinen des zweiten Tages waren ausgezeichnet. Beim Weitsprung vergab Lydia eine neue PB, weil die Ungenauigkeit auf dem Balken dies verhinderte (5.90 m). Dann zeigte Lydia einen auch technisch grossartigen Speerwurf auf 45.72 m (PB) und zuletzt erzielte sie mit 2:16 min noch eine neue Bestleistung über 800 m. Das Endresulat von 5112 Pt. ist in Anbetracht des Nullers im Kugelstossen beachtlich und hätte bei einem guten Kugelstossergebnis zum 8. Schlussrang reichen können.

Sowohl Fabian, Lydia und ich haben bei diesem Wettkampf realisiert, dass auch psychische Qualitäten wichtig sind und in Zukunft vermehrt gefördert werden müssen. Insofern waren diese Meisterschaften ein guter Lehrplatz.

Bericht: Hansruedi Kunz

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